Elektronik

Neuer Drahtlos-Standard “Blauzahn”

Bluetooth heißt die Spezifikation zur drahtlosen Kommunikation, die Sprache und Daten im lizenzfreien Frequenzbereich von 2,4 GHz austauscht. Sie soll die alte Infrarot-Technik IrDA (Infrared Data Association) ablösen. Der Übertragungsbereich der Bluetooth-Technologie liegt zwischen zehn Zentimetern und zehn Metern. Je Netz können acht Geräte angeschlossen werden, wobei jedes einzelne Gerät kann die Grundlage für ein neues Netz sein kann. Wer in Zukunft auf Bluetooth statt auf Infrarot setzt, wird vor allem weit höhere Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung nutzen können: So liegt die maximale Übertragungskapazität bei 721 Kilobit pro Sekunde.
Enormer Wachstumsmarkt für Bluetooth
Bluetooth ist eine neue Technologie, die die Kommunikation im Fahrzeug revolutionieren soll. Unterhaltungselektronik, Telekommunikation, Informationstechnik und die Automobilindustrie stehen in den Startlöchern, um von Bluetooth-Anwendungen zu profitieren. Zumal Analysten diesem Markt ein enorm hohes Wachstum prophezeien: für das Jahr 2002  mehr als 100 Millionen Geräte, für das Jahr 2004 gar 450 Millionen.
Erstes Bluetooth-Produkt bei einem Zulieferer
JohnsonControls ist einer der ersten Systemlieferanten in der Automobilindustrie, die Geräte mit Bluetooth-Technologie entwickelt haben. Die erste serienreife Anwendung wird wohl auf dem Pariser Automobilsalon gezeigt werden: “BlueConnect™” – eine Weiterentwicklung von TravelNote. Künftig kann damit der Autofahrer (ohne integriertes Autotelefon) über ein Mikrofon im Dachhimmel telefonieren – egal ob sein normales Handy im Handschuhfach liegt, im Aktenkoffer oder im Sakko steckt. Möglich macht dies ein in den Dachhimmel oder die Sonnenblende integriertes Sprachaufnahmegerät, dass Informationen sicher und bequem per Tastendruck aufzeichnet, abspielt oder löscht.
Fahrendes Büro mit Bluetooth
Das rollende Office – auch eine Vision der Mannesmann-VDO. Dazu hat VDO eine Allianz mit der Ericsson Mobile Communications AB geschlossen. Die beiden Unternehmen wollen bei Entwicklung und Applikation von Bluetooth eng zusammenarbeiten, bei der Integration von Navigation, Kommunikation, Telematik und Unterhaltung. Denn auch für den Kraftfahrzeug-Infotainment-Markt erwarten Analysten hohe Wachstumsraten: Allein in der Europäischen Union und den USA sollen bis zum Jahr 2003 über 10 Millionen Telefonmodule in Fahrzeuge eingebaut werden.
Infrarot-Technologie läuft aus
Den Untergang der Infrarot-Technologie IrDA sehen Experten in der Tatsache, dass beispielsweise immer Sichtkontakt zwischen den kommunizierenden Geräten bestehen muss und dem hohen Installationsaufwand. Um den Bluetooth-Standard frühzeitig zu gewährleisten, werden alle entwickelten Anwendungen der SIG-Mitglieder von einem Qualifizierungsinstitut unter die Lupe genommen. Das Bluetooth-Logo erhält nur der, der die Testläufe erfüllt. Der Bluetooth-Technologie, erst 1998 entstanden, gehört wohl die Zukunft.
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TRW entwickelt neue Elektronik

 

Interview mit Dr. Heinz Pfannschmidt, Geschäftsführer TRW Automotive Electronics and Components GmbH & Co. KG in Radolfzell
TRW  Inc. hat die LucasVarity übernommen und der Blick geht weiter nach vorn: Eine Kooperation zur Entwicklung eines Elektronik-Netzwerks mit Motorola steht an, gemeinsam mit Magna International gründete man ein neues Entwicklungszentrum und mit verschiedenen Partnern bindet man Zukunftstechnologien aus der Medizin und der Luftfahrt in den Automobil-Sektor ein. Neue Strategien nach der Übernahme von LucasVarity, Entwicklungsprojekte und Zukunftsaussichten des Konzerns erläutert Heinz Pfannschmidt, Mitglied des Excecutive Committees und Leiter Automotive Electronics bei TRW Inc.
1) Im Elektronik-Bereich engagiert sich TRW am stärksten. Wie hoch prognostizieren Sie den Elektronikanteil im Fahrzeug?
A: Elektronik macht im Mittel im Einkauf etwa 20 % des Volumens eines Kraftfahrzeuges aus – über alle Märkte und über alle Fahrzeuggrößen. Die Prognosen gehen dahin, dass in etwa zehn Jahren dieser Anteil auf 35 – Optimisten sagen sogar 40 – Prozent steigen wird, so dass die Elektronik als Wertschöpfungsanteil am Kraftfahrzeug einen immer größeren Teil ausmacht. Wesentlicher Faktor für die Zukunft: komplette Systemlösungen inklusive Vernetzung entstehen, sie ziehen  dann von der Oberklasse über die Mittelklasse in die Kompaktklasse ein.
2) Sie sind einer der größten Sensor-Hersteller. Ist das Feld der Sensorik noch zu verbessern, wenn ja, wo und mit welchem Aufwand?
A. Im Bereich aktive und passive Sicherheit sind wir mit Steuergeräten und Sensorik in einer sehr guten Marktposition. Wir werden uns aber in Zukunft auf Technologien konzentrieren, die in den Anwendungsgebieten unseres Kerngeschäftes liegen. Intelligente Sensoren wird man beispielsweise in die Struktur des Fahrzeuges wie in Türen einbauen, um dann einen Crash frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus haben wir dazu mit LucasVarity eine Radartechnik entwickelt, die zur Pre-crash Erkennung angesteuert wird.
3) Mit Magna International haben Sie ein Joint-Venture gegründet und kürzlich gemeinsam das Technologie-Zentrum ACTS (Advanced Car Technology Systems) in Sailauf eröffnet. Für wen entwickeln Sie dort und welche Entwicklungsbereiche dominieren?
A: Wir haben dort das modernste Crashzentrum für Fahrzeuge in Europa. Wir können damit Fahrzeuge in jedem beliebigen Winkel gegeneinander crashen.  Mit Unterstützung von Großrechnern können wir immer mehr Simulationen fahren und damit die Zahl der realen Crashes verringern. Bestimmte Situationen sind dann vorherbestimmbar und über Fahrzeugparameter ist zu erkennen, welche Insassenschutzsysteme wie ausgelegt werden müssen. Wir als TRW-Leute, die von Gurtsystemen über Airbags bis zur Elektronik kompetent sind, und Magna, die vom Rohbau der Karosserie bis zu Innenverkleidung die Expertise dazu beitragen, ergänzen uns sehr gut.
4) Kürzlich haben Sie auch eine Allianz mit der Firma SPES in Polen geschlossen. Neben dem nahen Osteuropa gilt bei Experten auch der asiatische und südamerikanische Raum für die Zukunft als erfolgversprechend. Welche Zukunftsmärkte haben Sie mit im Visier?
A: Osteuropa ist für uns sehr wichtig, mit Standorten in Polen, Tschechien und möglicherweise eines Tages in Russland. Auch die Automobilhersteller bauen dort neue Werke, so dass wir präsent sein müssen. Andererseits haben wir auch Themen, die wir aufgrund der Lohnkostensituation nur darstellen können, wenn wir die Fertigung nach Osteuropa verlagern. Beispielsweise das Nähen der Luftsäcke für Airbagsysteme: Obwohl man auch auf diesem Gebiet automatisieren kann, haben wir noch zwei Werke mit mehr als 2000 Mitarbeitern in Polen. Die Allianz mit SPES gehört zum Bereich Elektronik und fertigt Lenkradschlösser und Schalter. SPES ist ein langjähriger Lizenzpartner, den wir kürzlich übernommen haben und dessen Aktivität wir deutlich ausweiten werden. 
5) Während im Bereich passive Sicherheit in den USA mehr der Fahrzeuginsasse im Mittelpunkt steht, soll nach dem Willen der EU hier zu Lande mehr der Fußgängerschutz im Vordergrund stehen. Wie trägt TRW dieser Entwicklung Rechnung?
A: Mit Radar und optischen Sensoren können wir im Nahfeld sehr gute Ergebnisse erzielen. Möglicherweise wird man die Radartechnologie sowohl für Abstandserkennung, Pre-Crash-sensing und zur Vermeidung von Fußgängerunfällen einsetzen können. Wir haben dazu unterschiedliche Signalverarbeitungsprogramme, die wir mit der gleichen Sensorik verbinden.
6) Mit dem schwedischen Unternehmen Biosys AB wollen Sie ein Fahrerwarnsystem entwickeln und vermarkten. Wie binden Sie einen Hersteller für vorwiegend medizinische Produkte in ihre Automobil-Entwicklung ein?
A: Wir haben uns mit ihnen im Feld der Sitzbelegungserkennung mit Sitzmatten beschäftigt. Biosys hat in der medizinischen Anwendung Matten entwickelt, die das berührungslose Messen von Puls und Blutdruck in Patientenbetten ermöglichen. Damit können die Werte jederzeit dargestellt werden. Gemeinsame Versuche mit Biosys haben gezeigt, dass dies auch im Fahrzeugs möglich ist: Trotz Bewegung des Fahrers oder Erschütterungen im Fahrzeug konnten diese Messungen vorgenommen werden. Das hat uns dazu bewogen, eine Einschlafwarnung zu entwickeln, die die Verkettung von Ermüdungserscheinungen des Fahrers erfasst. Wie diskutieren derzeit mit einigen Fahrzeugherstellern über Anwendungen.
7) TRW unterhält in Kalifornien ein Entwicklungszentrum, das besonders Technologien für die Luftfahrt entwickelt. Welche Anwendungen könnten davon in Automobile einfließen?
A: In der Nähe von Los Angeles sind etwa 10.000 TRW-Mitarbeiter im Bereich Luft- und Raumfahrtforschung tätig. Wir haben ein Team, das sich “Center for Automotive Technology” nennt, wo man mögliche Anwendungen für den Automobilbereich sehr schnell abgreifen kann.  Beispiele sind ein neues Funkfernsteuersystem, das wir gerade entwickeln und das über den reinen Funkschlüssel hinausgeht, denn Informationen kehren vom Fahrzeug zur Fernbedienung zurück. Wir wollen die Reichweite ausdehnen und es möglichst kostengünstig machen. Wir nutzen bestimmte Basistechnologien aus der Hochfrequenztechnik, um Halbleiterchips zu entwickeln, die genau diese Anwendungen abdecken. Ein weiteres Projekt ist ein optisches Insassen-Erkennungssystem, mit dem wir über zwei Kameras und Bildverarbeitung die Sitzposition des Fahrers und Beifahrers erkennen wollen. Ist eine interessante Technik im Konzern verfügbar, dann erhalten wir auch Zugriff für Automobilanwendungen.
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